Mineralienatlas - Fossilienatlas
Steckbrief
Deutschland / Saarland / Saarlouis, Landkreis / Lebach / Gresaubach / Pfaffersbecher Schütten | ||
Auf der L142 von Lebach Richtung Schmelz fahren. Abzweigung "Tanneck" nach rechts und nach wenigen Metern wieder links Richtung Rümmelbach/Gresaubach abbiegen. Die Pfaffersbecher Schütten liegen auf halber Strecke rechts der Straße zwischen beiden Orten. |
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kein Aufschluss mehr vorhanden |
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Pingen und Schürfe |
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Knollenhorizont im Unter-Rotliegenden (Autun) und hier speziell in der oberen Lebacher Gruppe |
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Privatgelände, frei zugänglich, teils mit undurchdringlichem Gestrüpp verwuchert |
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Oktober 2007 |
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Pfaffersbecher Schütten (N 49° 26' 41,89" E 6° 54' 11,79") WGS 84: Lat.: 49.44496944° N, Long: 6.903275° E WGS 84: Lat.: 49° 26' 41.89" N, Long: 6° 54' 11.79" E Gauß-Krüger: R: 2565547, H: 5479068 Regionale Wetter Information, Macrostrat geologische Karten |
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1:25 000; 6507 Lebach, Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen Saarbrücken |
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Verkürzte Mineralienatlas URL |
https://www.mineralienatlas.de/?l=4040 |
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Verkürzte Pfadangabe |
Pfaffersbecher Schütten, Gresaubach, Lebach, Saarlouis, Saarland, DE |
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Wichtig: Vor dem Betreten dieser wie auch anderer Fundstellen sollte eine Genehmigung des Betreibers bzw. Besitzers eingeholt werden. Ebenso ist darauf zu achten, dass während des Besuches der Fundstelle die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und eingehalten werden. |
Weitere Funktionen
Ausführliche Beschreibung
Lebacher Eier, die saarländischen Toneisensteinkonkretionenund die historische Bedeutung für die Saargegend.
Toneisensteine vom Lebacher Erztypus, wegen ihrer rundlichen Nierenform oder flachen Linsen "Sphärosiderite" oder volkstümlich auch "Lebacher Eier" oder "Lebacher Knollen" genannt, bildeten neben den ergiebigen Holzvorkommen und zur Verfügung stehender Wasserkraft eine wichtige Grundlage für die Eisenindustrie im Hochwälder Raum. Sie traten häufig in den Tonen der mittleren Lebacher Schichten, einer Schiefergruppe des Unterrotliegenden, in kleinen Bänken auf und enthalten in ihrem Zentrum oft gut erhaltene Fossilreste. Bedingt durch die geologische Formation waren die Eisenerzvorräte leicht zugänglich. Am ergiebigsten waren die Vorkommen an Spateisenstein, der wegen der tonigen Beimengungen Toneisenstein genannt wurde. Es wird vermutet, dass die Hunsrücker Lagerstätten schon zur Zeit der Kelten (Latènezeit 500 v. Chr. bis Christi Geburt) genutzt wurden. Der Reichtum der Fürstengräberzivilisation und die Lage und Häufung der Grabhügel in Bezug auf die Erzvorkommen legen dies nahe. Das Hochwälder Eisenerz wurde in der Regel im Tagebau gewonnen. Dazu wurden offene Gruben ausgehoben, die ausreichten, um die zahlreichen kleinen nestartigen Vorkommen, die zumeist dicht unter der Erdoberfläche lagen, abbauen zu können. Über die Tiefen der Gruben liegen keine Angaben vor. Die Unternehmer bzw. die Erzgräber waren verpflichtet die Gruben so zu sichern, dass weder Mensch noch Vieh darin zu Schaden kam. Da für die Arbeit im Tagebau kein spezielles Berufswissen erforderlich war, konnten Bauern und Tagelöhner herangezogen werden. Die bäuerliche Bevölkerung grub in der saat- und erntefreien Zeit nach Toneisensteinen und stapelte diese in langen Haufen auf. So blieben sie im Freien liegen, bis Frost- und Wettereinflüsse durch Aufspaltung oder Verfärbung die taube Gesteinsmasse vom erzhaltigen Kern getrennt hatte. Frauen und Kinder sortierten dann die Massen und luden die Erzstücke auf Wagen, die schließlich von den Bauern zur Hütte gefahren wurden. Vom Erlös einer solchen Erzfuhre konnten Familien in der Regel nicht mehr als einen Laib Brot erstehen.
GeologieDie "Lebacher Eier" entstanden vor etwa 250 bis 280 Millionen Jahren zur Zeit des Perm. Im Gebiet des heutigen Ortes Lebach im Saarland bis nach Bad Kreuznach erstreckte sich ein weit ausgedehnter Binnensee, der eine Fläche bedeckte, die ungefähr dreimal so groß wie der Bodensee gewesen sein dürfte. In diesem nicht so flachen See, der durch verzweigte Flusssysteme gespeist wurde, selbst jedoch keinen größeren Strömungen unterworfen war, fand sich eine gut, durch Funde belegte, Flora und Fauna. Das Klima war nicht mehr so tropisch wie während der vorangegangenen Karbon-Zeit, sondern trockener. Das wiederum führte zur Bildung von lokalen Biotopen, wie sie hier in Form dieses Seebeckens vorlagen. Absterbende Pflanzen- und Tierteile sanken zu Boden und bildeten den Kern für die Toneisensteinknollen. Koprolithen trugen am meisten zur Knollenbildung bei. Günter LENSCH schrieb 1967 folgendes: "Im Zentrum der Knolle lag wohl immer ein organischer Rest vor, der bei der Zersetzung im Porenraum des noch nicht verfestigten tonigen Sediments den pH-Wert zur alkalischen Seite hin verschob (Freisetzung von Ammoniak und Aminen). Die dadurch bewirkte Herabsetzung der Löslichkeit der Karbonate führte zu deren Ausfällung, bis die organische Substanz zersetzt war. Es entstanden so, frühdiagenetisch, die flachelliptischen Konkretionen, deren Hauptbestandteile neben Tonmineralien und Quarz vor allem Eisenkarbonat (bis 62%), dann Magnesiumkarbonat und etwas Calcium- und Mangankarbonat sind". Die meisten Konkretionen, im Entstehungsstadium kugelrund, bilden heute ein diskusförmiges Aussehen, entstanden durch enormen Druck über Jahrmillionen. Die Größe kann bis zu 30 cm Länge und bis zu 5 cm Dicke betragen. Oft befinden sich in den netzartigen Schrumpfungsrissen derbe bis kristalline Sulfide. Heute finden wir diesen Knollenhorizont im Unter-Rotliegenden (Autun) und hier speziell in der oberen Lebacher Gruppe, die sich durch graue Tonsteine (Schiefertone und Papierschiefer) auszeichnet (siehe stratigraphische Übersicht). Im Wesentlichen bestehen die Knollen aus gesteinsbildendem Siderit.
VorkommenDie Vorkommen liegen im Wesentlichen nördlich von Lebach (Rümmelbach, Gresaubach), nördlich von Otzenhausen und Mariahütte bei Nonnweiler. Ehemalige Erzkaulen, Schurfstellen, Abraumhalden sind immer noch zu finden. Die Koordinaten der im Folgenden aufgeführten Orte geben nur einen Anhalt, nicht aber die genaue Fundstelle, an. Die Fundsituation ist mehr als dürftig, allenfalls sind Zufallsfunde möglich. Die angegebenen Orte sind teils aufgefüllt, mal mit undurchdringlichem Gestrüpp verwuchert, die Erzgrube als See angelegt oder als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Die Nutzung der Lebacher EierDie Kelten Durch Ausgrabungen bestätigte sich auch, das sich schon die keltischen Treverer ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert gerade wegen dieser eisenhaltigen Knollen im Raum um Otzenhausen niederließen. Die Fliehburg, die sie errichteten, hat heute noch eine Mauerlänge von 2,5 km und ein Volumen von 230000 cbm, besthend aus Taunusquarzit. Die Wälle der Fliehburg bestanden aus Trockenmauern, die durch eine hölzerne Rahmenkonstruktion gehalten wurden. Die Holzrahmen wurden durch Nägel zusammengefügt. Das war die erste nachweisliche Verwendung von Metall im vorgeschichtlichen Festungsbau.
Die spätere Verwendung Erste Anfänge (NEUZEIT) der Eisenherstellung im Saarland gab es bereits im 15. Jahrhundert. Bei den ersten Eisenhütten handelte es sich um Kleinbetriebe. Die Standorte waren zunächst rohstofforientiert, wo es Eisenerzvorkommen gab, also z.B. im Raum Sulzbach und St. Ingbert und vor allem im nördlichen Saarland. Etwa ab dem Jahr 1800 verlagerte sich die Eisenproduktion mehr und mehr in den Saartalbereich. Gründe für diese Verschiebung waren die besseren Verkehrsanschlüsse (die Saar als Wasserstraße, Eisenbahnen ab 1850) und die Nähe zur Kohlenförderung. Ab etwa 1840 wurden neben dem einheitlichen Eisenerz auch fremde Erze (z.B. aus dem Lahngebiet) eingesetzt. Ab etwa 1880 verwendete man dann vorwiegend lothringische Minetteerze. In der Gresaubacher Ortschronik steht zu lesen: In seiner Lagebeschreibung von Gresaubach um 1786 berichtet Moser, dass auf Gresaubacher Gemarkung (Pfaffenbescher Schütten) das beste Eisenerz im ganzen Oberamt Schaumburg, Grafschaft Pfalz-Zweibrücken, gegraben wurde. Die "Lebacher Eier" waren als Rohstoff so begehrt, dass im 18. Jahrhundert ein mehrjähriger Zollkrieg herrschte. Die Erzausbeutung zog sich bis zum 19. Jahrhundert hin und bildete auch die Grundlage der späteren Eisenindustrie an der Saar. Einige Gründungsdaten der Eisenhütten im Saarland:
Der Abbau der "Lebacher Eier" erfolgte im Tagebau durch Erzgräber die sich mit Lieferverträgen gegenüber der Hütte verpflichteten. Die ortsansäßigen Bauern brachten dann mit ihren Fuhrwerken, im Nebenverdienst, das Erz zur entsprechenden Schmelze. Dort wurde es in den Pochwerken auf entsprechend nutzbares Maß zerkleinert. Der Lageplan einer Hütte am Beispiel der "Bettinger Schmelze":
Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurden dann die Lebacher Eier fachmännisch ausgebeutet und zur Verhüttung an die Dillinger Hütte und das Werk in St. Ingbert befördert. Ein Beispiel aus dem Buch "Journal für praktische Chemie, 1859", über die Beschickung von Schmelzöfen (es handelt sich hier um die Bettinger Schmelze im heutigen Ort Schmelz/Saarland): Die Beschickung der Bettinger Oefen* bestand zu der Zeit aus einer Gattirung von thonigem Rotheisenstein aus dem Hochwald; kalkigem, mit Adern eines dolomitischem Kalksteins durchzogenen, dessgleichen; dem thonigen Sphärosiderit von Lebach, welcher durch seine Einschlüsse von Sauriern, Fischen und Krebsen (Sampsonyx fimbriatus) und Farren den Paläontologen rühmlichst bekannt ist; den Kalksteinen des Hochwaldes und Holzkohlen, bei Anwendung kalten Windes. Holzkohle Bevor man die Öfen auf Koks umstellte, benötigte man zum Betrieb der Öfen große Mengen an Holzkohle, die der Köhler lieferte.
FossilienWegen ihres Fossilinhaltes waren die Lebacher Knollen weit über die Landesgrenzen bei Paläontologen und Sammlern beliebt. Eine Auswahl der Fossilien, wie sie in den Geoden gefunden wurden, zeigt die folgende Liste:
Die Lebacher Eier in der KunstAuch in die Kunst haben die Lebacher Eier Einzug gehalten. Auch darüber soll hier kurz berichtet werden, damit die Arbeit eines Künstlers zum Thema nicht zu kurz kommt.
Abschließend ein Tip für die geologisch-interessierten Wanderer: Auf der Homepage der Gemeinde Schmelz die Seite WANDERN ansehen ERZGRÄBERWEG und GEO - RUNDWANDERWEG |
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Referenz- und Quellangaben, Literatur
Literatur und Quellenangaben
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IDs
GUSID (Globale ID als Kurzform) | mnzS9eZKsEuLWNxoFA_BlA |
GUID (Globale ID) | F5D27C9A-4AE6-4BB0-8B58-DC68140FC194 |
Datenbank ID | 4040 |