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Fälschungen/GEOFA München 2009

Deutsche GEO-Fachmesse - Mineralientage München 30. Oktober 2009 - 1. November 2009

Wie jedes Jahr wurden auch dieses Jahr wieder zahlreiche Fälschungen auf der Messe angeboten.


Fluorit-Szepter

Als mineralogische Rarität und wurden von ca. 10 Händlern angeblich natürliche "Fluorit-Szepter", auch "Pilz-Fluorite" genannt aus Erongo-Namibia angeboten. Die Mehrzahl der angebotenen Stücke sind mit dem unbewaffneten Auge, ja selbst mit der Lupe nicht als Fälschung zu erkennen.

Es ist durchaus möglich dass es auch echte Szepter in dieser Form gibt, diese waren aber eben nur Vorbild für die Fälschungen die scheinbar recht zahlreich auf dem Markt sind. Angeblich hat es eine einzige Druse gegeben - aus der etwa 120 Stück 6) kamen (alleine in München konnten man schon mehr angebotene Stücke sehen).

Da diese Fälschungen wirklich gut gemacht sind ist die Erkennung und Beweisführung nicht einfach. Die Preise für diese optisch ja nicht besonders attraktiven Stücke bewegen sich in der Regel im unteren dreistelligen Bereich.



Als Rohmaterial diente ein -in Wachstumsrichtung farblich verlaufendes- gut kristallines Fluoritstück (Kristall oder Kristallbruchstück). Anhand der noch sichtbaren Bearbeitungsspuren und der kristallographischen Orientierung ist die Formgebung durch mechanische Bearbeitung wie in der Zeichnung im Anhang dargestellt erfolgt. Als letzter Schritt wurden die Kustwerke geätzt.


Schritt 1: Ein längliches Fluoritstück mit Farbwechsel in Wachstumsrichtung wird in
Schritt 2: am oberen Ende durch einfache Spaltung in Oktaeder-Pyramidenform gebracht.
Schritt 3 und 4 Die Verjüngung und den Stiel herzustellen geht ist mit mehr Aufwand verbunden, da hier nicht mehr einfach gespaten werden kann. Folglich sind auf der Pyramiden-Unterseite und am Stiel keine ebenen Flächen und recht eigentümliche Krümmungen zu sehen.

Kristallographische Anmerkung:
Auflösungserscheinungen am Fluorit führen nach zahlreichen Beobachtungen (sehr oft) zu schwer bestimmbaren, hoch indizierten Flächen, keinesfalls zu glatten Rundungen. In dem Zusammenhang möchte ich an die (731) "Skalenoeder", an die Elmwood Pyramidenwurzeln oder an die Wölsendorfer (830)-Formen erinnern, siehe auch 1)-4).

Indizierbare Flächen -abgesehen von den Pyramidenflächen- liegen bei diesen Fälschungen nicht vor.

Deutlich und sicher unter dem Mikroskop am Übergang vom Stiel zur Pyramide erkennbare Schleifspuren (siehe Ausschnitt rechtes Foto, unter dem Binokular bei geeigenter Lichtführung viel besser zu erkennen) beweisen die Bearbeitung.


Einige in Schritt 5 rot markierte scheinbare Flächen sind kristallographisch schwer nachvollziehbar (natürlicherweise wären eher (110) Flächen zu erwarten, die sind nicht vorhanden) und nur manchmal vorhanden. Diese in unterschiedlichen Neigungen angebrachte Flächen (einer Pyramide zweiter Stellung) dienten vermutlich zur Abrundung um die "Pilz-Form" zu verstärken.

Als lezter Schritt wurden die Pilze geätzt. Dabei kann man feststellen dass die Pilz-Unterseite wesentlich stärker geätzt wurde als die Oktaeder-Pyramide. Vermutung ist, dass die glatten Spaltflächen weniger Angriffspunkte für die Säure geben 5) und dass die Ätzung in einem Schritt erfolgt ist. Erstere Aussage ist wohl zutreffend, doch die fälschlich für Kaolin-oder Lehmrückstände gehaltenen Einlagerungen in der Pyramiden-Oberfläche legen eine andere Vermutung nahe: Um die gesamte Form nicht zu sehr durch Ätzung zu beschädigen wurde die Pyramide nach dem ersten Ätz-Vorgang eingekittet um den Stiel möglichst optimal weiterätzen zu können.

Es wurde auch von weit plumperen Fälschungen, teilweise ohne jede Orientierung und entgegen der Wachstumsstreifung herausgeschnitten berichtet, ebenso von Fluorit-Pilzen auf Matrix 7). Die Produktion der Fälschungen findet sehr wahrscheinlich schon in Namibia statt.

Recht plump gemachte und schon durch den Färbungsverlauf als Fälschung zu erkennende Szepter vor Ort in Namibia fotografiert.


Zitierte Quellen

1) WEBER, B. (2009) Pyramidenwürfel: Seltene Kristallformen des Wölsendorfer Fluorits und ihre Bedeutung für die Bildungsbedingungen. Der Aufschluss 60: S. 195-201
2) PREUSS, E., (1981) Skalenoedrische Flußspat-Kristalle mit {731} von Wölsendorf und Zschopau, Lapis 6, Heft 1, München 1981, S. 9-14
3) PREUSS, E. & ZIEHR, H., (1977) Skalenoedrische Flußspatkristalle mit der Form (731) von der Grube Cäcilia/Nabburg, Zeitschrift für Kristallographie, 146, S. 131ff
4) PREUSS, E. & ZIEHR, H. (1962) Eigenartige Flußspatkristalle aus dem Nabburg-Wölsendorfer Revier, Der Aufschluss 14:, Heft 12, S. 313-314
5) J. CAMA, L. ZHANG, G. DE GIUDICI, J.M. SOLER, R.S. ARVIDSON AND A. LUTTGE (2009) Dissolution of fluorite (111) cleavage surface in acid pH: VSI, AFM and Monte Carlo simulations, Goldschmidt Conference Abstracts A189
6) http://www.trinityminerals.com/tucson2009/specials.shtml (05.11.2009)
7) http://www.mindat.org/mesg-55-142618.html (06.11.2009)


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