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Edelsteinphiolen "für mehr Vitalität" von VitaJuwel
Edelsteinphiolen "für mehr Vitalität" von VitaJuwel
Verkauf von Edelsteinstäben zur fragwürdigen und wissenschaftlich nie nachgewiesenen "Vitalisierung von Wasser" gesehen auf den Münchener Mineralientagen 2012.
Copyright: Stefan; Beitrag: Stefan
Bild: 1469622299
Lizenz: Nur zur Mineralienatlas-Projekt-Verwendung
Edelsteinphiolen "für mehr Vitalität" von VitaJuwel

Verkauf von Edelsteinstäben zur fragwürdigen und wissenschaftlich nie nachgewiesenen "Vitalisierung von Wasser" gesehen auf den Münchener Mineralientagen 2012.

Stefan

Heilsteine und Edelsteinwasser: Heilmittel oder Humbug?


Die Werbung

Als Mineraloge schätzt man Mineralien vor allem wegen ihrer Schönheit, ihrer Seltenheit oder wegen wissenschaftlicher Fragestellungen. Für viele gibt es aber noch einen anderen Grund: Mineralien sollen gesundheitlich positive Wirkungen auf den Menschen haben. U. a. ist der Hinweis finden, dass Heilsteine das körperliche und mentale Wohlbefinden verbessern können (z.B. [1][2]). Auch wurde ein Volkshochschulkurs angeboten: »Einführung in die Welt der Edelsteine: … vermittelt Grundkenntnisse bei der Anwendung, … Erklärungen der Heilwirkungen.« [3]

Weitere ähnliche Texte tauchen in der Werbung auf. Allgemein wird darin behauptet, bestimmte „Edelsteine“, z.B. Beispiel Rosenquarz oder Amethyst, seien in der Lage, das Wohlbefinden eines Menschen zu fördern. Den verwendeten Mineralien werden spezifische positive Wirkungen auf den Menschen zugeschrieben, dem Tigerauge z.B. magische Eigenschaften, die vor bösem Blick, Dämonen und Hexerei schützen wie auch körperliche und geistige Blockaden beseitigen [4]. Zur Anwendung wird empfohlen, das Tigerauge an das Wurzelchakra [am Steißbein] zu legen.

Um „verbessertes“ Trinkwasser herzustellen, bringt man die gewünschten Steine direkt oder abgekapselt in die Leitung und lässt das Wasser daran vorbeifließen. In einer Werbung wird dazu versprochen: »Die eingearbeiteten Bergkristalle und Rosenquarze vitalisieren und energetisieren Ihr Wasser als käme es aus einer Bergquelle.« [5]

Die „Edelsteine“ können auch zusammen mit Wasser in einen Krug gegeben werden, so dass ein „Schwingungsmuster“ der Steine auf das Wasser einwirken kann. Dadurch sollen unbekannte Schwingungen, Informationen oder die hohe Ordnung der Kristallstruktur auf das Wasser übertragen werden. Die Wirkung der Kristalle soll sich bereits innerhalb von Stunden entfalten können. Dem „Edelsteinwasser“ wird eine ähnliche Wirkung zugeschrieben wie den Mineralien selbst.

Die verwendeten Mineralien werden wegen dieser angeblichen Wirkungen häufig auch als „Heilsteine“ bezeichnet.


Etikettenschwindel

Abbildung 1
Abbildung 1
Trübe, weiche Gipskristalle (Selenit) als „Edelsteine“, ein Etikettenschwindel
Copyright: Dr. Helge Bergmann; Beitrag: Stefan
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Lizenz: Nur zur Mineralienatlas-Projekt-Verwendung
Abbildung 1

Trübe, weiche Gipskristalle (Selenit) als „Edelsteine“, ein Etikettenschwindel

Dr. Helge Bergmann

Unter Edelsteinen versteht man üblicherweise Mineralien, die drei Kriterien erfüllen müssen: Seltenheit (und entsprechend teuer), eine Mohs-Härte von mindestens 7 sowie eine gute Transparenz. Zu ihnen zählen zum Beispiel Diamant, Rubin, Saphir und Smaragd. Andere Mineralien, die wegen ihrer Schönheit im Schmuckgewerbe Verwendung finden, aber nicht die Kriterien der Edelsteine erfüllen, werden häufig als Schmucksteine bezeichnet. Amethyst und Tigerauge sind Beispiele dafür. Solche Schmucksteine, aber auch nur schlichte Mineralien in mehr oder weniger schöner Form werden zum Auflegen auf den Körper oder zur Herstellung von „Edelsteinwasser“ gehandelt. Ein Päckchen mit trüben, weichen Gipskristallen (Selenit, Mohshärte 2; 200 Gramm für 6,95 Euro) als „Edelsteinmischung“ anzubieten, ist daher doppelter Etikettenschwindel (Abbildung 1).[6]


„Edelsteinwasser“ aus der wissenschaftlichen Sicht

Der Unterschied zwischen der kristallinen und der flüssigen Phase eines Stoffes (z.B. Eis / Wasser) ist allgemein bekannt. Deshalb fragt man sich, was die fixierte Ordnung der Atome, Moleküle und Ionen eines Minerals mit der natürlichen Unordnung der H2O-Moleküle im flüssigen Wasser zu tun hat. Weiterhin soll das „Gedächtnis“ des Wassers eine Rolle spielen. Das Problem: Es existiert gar nicht. Es ergeben sich weitere Fragen:

  • Was bedeutet eine „Energetisierung“ und „Information“ des Wassers, die in der Naturwissenschaft unbekannt sind?
  • Was genau an der Kristallordnung, welche Eigenschaften der Heilsteine sind so wertvoll, dass sie übertragen werden sollen?
  • Welche Schwingungen, welche Informationen sollen das sein?
  • Wie unterscheiden sich diese angeblichen Schwingungen bei den über hundert Mineralarten, die in der esoterischen Literatur für die Therapie angeboten werden?
  • Wie wurden die behaupteten körperspezifischen Wirkungen festgelegt?
  • Welche Wirkungen sind tatsächlich beim Menschen nachgewiesen worden (Abb.)?

Fragen, die bisher niemand plausibel beantwortet hat, nicht einmal die Verkäufer solcher „Heilsteine“ und „Edelsteine“. Die angepriesenen Effekte bleiben leere Heilsversprechen.


Ein Gerichtsurteil zu Heilsteinen

In diesem Zusammenhang gibt es sogar ein Urteil des Landgerichts Hamburg. Danach »ist es irreführend und daher unzulässig, sogenannten ‚Heilsteinen‘ krankheitsvorbeugende oder krankheitslindernde Wirkung zuzumessen«. [7] Dies trifft auch analog auf das „Edelsteinwasser“ zu: Wer Mineralien zu seiner Herstellung verkauft und von diesem Wasser eine gesundheitliche Wirkung verspricht, darf ebenfalls als Scharlatan bezeichnet werden. Trotz dieser juristischen Schranke blüht der Humbug mit Heilsteinen in der Werbung und in Esoterikshops weiter.


Glaubenssache

Engelalm Edelstein Essenzen
Engelalm Edelstein Essenzen
fragliche "Kristallsprays zum wohlfühlen" gesehen auf den Münchener Mineralientagen 2012 (Gesichter nachträglich geschwärzt).
Copyright: Stefan; Beitrag: Stefan
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Engelalm Edelstein Essenzen

fragliche "Kristallsprays zum wohlfühlen" gesehen auf den Münchener Mineralientagen 2012 (Gesichter nachträglich geschwärzt).

Stefan

Bei all diesen leeren Behauptungen kommt der uralte Aberglaube an die Zauberkraft von Kristallen in den Sinn. So hat z.B. Hildegard von Bingen, auf die sich viele berufen, aus ihrer mystischen Sicht Mineralien als heilsame Arznei beschrieben [8]. Aus diesem Grund wurden und werden sie immer noch in Amuletten, Zauberringen und dergleichen verwendet. So gesehen stellt die Verwendung von Mineralien, ob in Form von „Heilsteinen“ oder als „Edelsteinwasser“, nur eine Fortsetzung dieses Aberglaubens dar.

Daneben mag auch ein modischer Trend zu Lifestyleprodukten eine Rolle spielen. Inzwischen gibt es sogar Vitalsticks mit Edelsteinfüllung, Edelsteinsprays und -essenzen, sozusagen für eine esoterische Erfrischung zwischendurch [9]. Auch Käufer solcher Produkte werden kaum nach Wirkungsnachweisen fragen. „Heilsteine sind in“: Dieses Motiv ist stärker als eine skeptische Nachfrage.


Autor

Dr. Helge Bergmann ist Chemiker und Hobbymineraloge. Er setzt sich seit Jahren kritisch mit der esoterischen Wasserwelt auseinander und schrieb mehrere Publikationen zu diesem Thema, u.a. das Buch „Trübes Wasser - Der esoterische Wassermarkt“. Informationen unter http://www.wasser-hokuspokus.de


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Einzelnachweise

  • 1. S. und S. Lilly: Handbuch Heilsteine. Die besten Steine für Gesundheit, Glück und Lebensfreude. Bassermann Verlag, 2011
  • 2. M. Gienger und J. Goebel: Edelsteinwasser. Neue Erde GmbH, 2006
  • 3. Volkshochschule in Brohl-Lützing: Seminar „Einführung in die Welt der Edelsteine“. 29.09.2011
  • 4. S. und S. Lilly: Handbuch Heilsteine. Die besten Steine für Gesundheit, Glück und Lebensfreude. Bassermann Verlag, 2011
  • 5. http://www.aqua-gmbh.com/index.php?id=24 (22.07.16)
  • 6. Landkaufhaus Mayer, http://www.lkh-gesundleben.de/Edelsteinwasser/Edelstein-Vitalset-200-g::239.html (22.07.16)
  • 7. Urteil Landgericht Hamburg, 21.08.2008, Az. 327 O 204/08 http://openjur.de/u/31354.html
  • 8. http://www.edelsteine.net/wirkung/hildegard-von-bingen-steine/ (27.07.2016)
  • 9. http://www.kosmoton.com/Energetische-Sprays-Elixiere-und-E.131.0.html (30.03.14)