Mineralienatlas - Fossilienatlas
Feldspat
Englisch: Feldspar (häufig auch Felspar); Französisch: Feldspath; Spanisch: Feldespato; Italienisch: Feldspato; Niederländisch: Veldspaat
Feldspäte |
||
Die Geschichte des Feldspats ist eng verbunden mit der Geschichte des Porzellans. Die alten Chinesen konnten schon seit der Steinzeit feine Keramik herstellen. Während der Chou-Dynastie (1122 - 255 v.Chr.) wurde im Gebiet um Sha-Hsing (Provinz Chekiang, einem Teil des damaligen Staates Yüeh) graue bis olivgraue, bei hohen Temperaturen gebrannte Keramik entwickelt, welche unter dem Namen Yüeh (oder Yüeh-Yao) bekannt und berühmt wurde. Diese Keramikgegenstände waren mit einer gelblichgrünen oder graugrünen Glasur aus Feldspat überzogen, welche als Vorläufer der bis heute hoch geschätzten Celadon-Keramik gilt. Fast 1.500 Jahre später wurden in der Sui-Periode (600 n.Chr.) erste Keramiken aus meist unglasiertem Kaolin produziert. Wenige Zeit später während der T'ang-Dynastie (618 - 907 n.Chr.) wurden Methoden und Verfahren zur Herstellung von Porzellan entwickelt und verfeinert.
Um Porzellan zu erzeugen, genügte es nicht, nur Kaolin zu verwenden, sondern es wurde neben Quarz als wichtigstes Material Baidantsi (verballhornt Petuntse), ein gemahlenes, glimmerreiches, feldspathaltiges Gestein hinzugefügt, also einem verwitterten magmatischen Gestein, welches besonders in China vorkommt. Diese drei Materialien verbinden sich beim Brennen zu hartem, glattem, weißem Porzellan.
Feldspatmineralien sind Alumosilikate. Es sind Verbindungen, deren Struktur ein kontinuierliches bzw. unbegrenztes dreidimensionales Netzwerk miteinander verlinkter SiO4 und AlO4-Tetraeder ist. In den unregelmäßigen negativ geladenen Zwischenräumen dieses Netzwerks befinden sich die positiv geladenen Kationen Na+, K+, Ca2+ und Ba2+. Das Netzwerk der SiO4 und AlO4-Tetraeder ist bis zu einem bestimmten Grad elastisch und kann sich der Größe der Kationen anpassen. Sind die Kationen relativ groß (K, Ba), ist die Symmetrie monoklin oder pseudomonoklin. Bei kleineren Kationen (Na, Ca) ist die Struktur leicht verzerrt und die Symmetrie wird triklin. (Ausnahmen bilden die hexagonalen Feldspäte Kokchetavit und Dmisteinbergit, die orthorhombischen Feldspäte Stronalsit, Banalsit und Svyatoslavit sowie das tetragonale Albit-Analogon Lingunit).
Die generelle chemische Formel ist: MT4O8 (wobei T für Al und Si und M für monovalentes Na und/oder K bei Alkalifeldspäten AlSi3O8 und für bivalentes Ca oder Ba bei Al2Si2O8 - Gerüsten steht. Sehr geringe oder nur in Spuren auftretende Kationen sind Rb, Cs, Li, Sr, Pb, Zn, Zr, Eu und andere Seltene Erden; hin und wieder auch Fe2+, Mg und Oxonium (H3O+). Des Weiteren existiert das Bor-Analogon Reedmergnerit (NaBSi3O8) sowie der Ammoniumfeldspat Buddingtonit (NH4AlSi3O8), welcher Wasser enthalten kann. Weitere Stellvertreter in den Tetraedern sind Fe3+, Fe2+, P und Ti.
Anmerkung
Die Schreibweise mit "MT4O8" mag zwar von der Stöchiometrie her stimmen, ist aber von der Struktur her nicht richtig. Demnach wäre der Al-Gehalt zwischen 0 und 4 variierbar, aber das ist nicht der Fall. Es ist immer mindestens die Hälfte der Tetraeder mit Si besetzt, sodass man zumindest MT2Si2O8 schreiben müsste. Das ist aber nur beim reinen Anorthit der Fall. Man sollte vielmehr für Kalifeldspäte ...AlxSi3O8 und für Plagioklase und Ba-Feldspäte ...AlSi1-xSi2 mit x=0...1 schreiben. Damit trägt man der Struktur und der Mischbarkeit Rechnung.
Die Feldspäte bilden isomorphe, hauptsächlich binäre Reihen, davon die wichtigste NaAlSi3O8 (Ab = Albit) - CaAl2Si2O8 (An = Anorthit) - KAlSi3O8 (Or = Orthoklas). Das dargestellte Diagramm der Phasenverhältnisse veranschaulicht die Verhältnisse zwischen den an den Ecken liegenden Endgliedern. Die meisten natürlich vorkommenden Feldspäte setzen sich aus diesen drei Endgliedern zusammen. Die Mischkristallbildungen zwischen diesen Endgliedern befinden sich innerhalb des Diagramms.
Bei Temperaturen > 900oC existieren zwei Mischkristallreihen. Zum einen die Alkalifeldspäte zwischen Or und Ab und andererseits die Plagioklase zwischen Ab und An. Feldspäte mit intermediärer Zusammensetzung, wie z.B. Alkalifeldspäte mit deutlicher An-Komponente, werden als ternäre Feldspäte bezeichnet. Sanidine sind begrenzt mischbar; die Plagioklas-Reihe ist bei Temperaturen >350oC lückenlos mischbar.
Feldspäte, die im Inneren des Diagramms aus Kalifeldspat - Albit - Anorthit liegen, nennt man ternäre Feldspäte. Da die drei Endglieder sich im Inneren des Diagramms nicht vollkommen mischen können, treten bei sinkenden Temperaturen in den Mischkristallreihen verschiedene Mischungslücken auf, was bei langsamer Abkühlung zur Entmischung führt. Kalifeldspäte und Anorthit sind nur begrenzt miteinander mischbar.
Entsprechend der ursprünglichen Zusammensetzung kann sich inmitten des Diagramms kein homogener Feldspatkristall (Mischkristall) bilden, sondern es enststehen zwei unterschiedliche Mischkristalle, wobei der eine Alkalifeldspat- und der andere Plagioklas-reich ist. Es ist nicht ungewöhnlich, dass zwei unterschiedliche Feldspäte gemeinsam vorkommen. Die Ausmaße der Mischungslücke sind nicht ständig gleich und vergrößern sich bei der Abkühlung der Gesteine. Damit findet eine rigorose Veränderung des Mischkristallbereiches statt.
Die Mischkristalle zwischen Albit (Ab) und Orthoklas/Mikroklin (Or) werden als Alkalifeldspäte (auch Kali-Natron-Feldspäte oder nur Kali-Feldspäte) bezeichnet. Sie bilden bei hohen Temperaturen kontinuierliche feste Lösungen von KAlSi3O8 - NaAlSi3O8.
Die Untergruppe der selten vorkommenden K-Ba-Feldspäte (u.a. Hyalophan, Celsian, Paracelsian und Banalsit) welche u.a. keine Bedeutung als gesteinsbildende Mineralien haben), wird hier vernachlässigt)
Plagioklase (auch als Natron-Kalk-Feldspäte bezeichnet) sind eine bei >350oC lückenlose Reihe von Mischkristallen zwischen den Endgliedern Albit (An) und Anorthit (An). Oft ist als isomorphe Beimischung auch Orthoklas (Or) in unbedeutenden Mengen enthalten. Da makroskopisch keine Unterschiede erkennbar sind, werden die Mischkristalle nach ihrem Anorthit-Anteil unterteilt: |
Mischristall
|
An-Anteil in %
|
Die Mischungsverhältnisse der Plagioklase (An=Anorthit, Ab=Albit)
Isomorphe Mischungen Albit mit Anorthit
VIII/J.07-30 |
An>Ab 30:70 - 90:10 |
|
VIII/J.07-40 |
Ab>An 50:50 - 50-70:30 |
|
VIII/J.07-50 |
Ab 30-50, An 50-70 |
|
VIII/J.07-60 |
An 70-90 |
Wenngleich schwächer als bei den Alkalifeldspäten ausgeprägt, gibt es auch in der Mischungsreihe der Plagioklase temperaturabhängige Entmischungen in Form mikroskopisch dünner Lamellen im Kristall. Die drei bekannten Mischungslücken werden nach dem Anteil des Anorthit unterschieden und als
bezeichnet.
Kali-Natron-Feldspäte können je nach Bildungstemperatur in verschiedenen Modifikationen (monoklin oder triklin) kristallisieren. Die sich bei hohen Temperaturen bildenden Mischkristalle zerfallen unter Bildung von > Perthiten bei allmählicher Temperaturabnahme.
Zur monoklinen Hochtemperaturreihe gehören
Zur monoklinen Niedrigtemperaturreihe gehören
Zur triklinen Reihe gehören
Bei den Plagioklasen Albit und Anorthit existieren Hochtemperaturformen mit eigener Optik als Hochalbit und Hochanorthit, vom Albit Niedrigtemperaturformen als Tiefalbit.
Monalbit ist monoklin, Si und Al sind in den Tetraederzentren statistisch verteilt. Da die Umwandlungstemperatur von monoklin zu triklin mit über 1000oC viel höher als bei Kalifeldspat liegt, der Albit in der Natur jedoch oft weit unter 900oC ausgeschieden wird, kommt Monalbit so gut wie niemals natürlich vor; es wird also trikliner Albit gebildet.
Hochalbit mit Kalium-Gehalt ist dimorph als trikliner Analbit und als monokliner Barbierit. Hochalbit hat ein ungeordnetes Al-Si-Arrangement in den Tetraederzentren; ist stabil oberhalb 800oC. Die Bildung findet gewöhnlich bei hydrothermalen Synthesen statt; natürlich kommt Hochalbit in Meteoriten vor (Canyon Diablo, Arizona und Khor Themiki, Sudan). Tiefalbit ist triklin, stabil unterhalb 700oC und besitzt ein geordnetes Al-Si-Arrangement in den Tetraederzentren. Barbierit ist ein monokliner, mit Albit dimorpher Na-Feldspat (erstmals von Kragerö in Norwegen beschrieben von W.T. Schaller, 1910. Des Weiteren von der REE-Lagerstätte Baewrzhe, Horqin, Xing'An, Innere Mongolei, China).
Alkalifeldspäte - Temperaturabhängigkeit |
Verhältnis zwischen Alkalifeldspäten und Einfluss der |
Collector |
Perthite sind in-/miteinander verwachsene Feldspäte, welche entweder durch Entmischung (engl.: exsolution), (d.h., dass Feldspäte, welche bei höheren Temperaturen homogen sind, bei tiefen Temperaturen instabil werden und als separate Phase erscheinen) oder durch Ersatz, resp. Phasenumwandlung (durch die Reaktion natriumreicher Lösungen mit früher gebildeten K-Feldspäten, bzw. umgekehrt) entstehen. (alternative Definition: Entmischung, resp. Entmischungserscheinung).
Die bei der Entmischung entstehenden Produkte äußern sich in Na-reichen Lamellen in Kalifeldspat sowie in K-reiche Lamellen in Albit; der Bildungsprozess wird als perthitische Entmischung bezeichnet.
Nach aktueller Definition der IUGS werden folgende Bezeichnungen angewandt
Daneben gibt es eine alternative Einteilung der Perthite, die auf der Art des Ineinanderwachsens basiert:
Perthite sind häufig gegenwärtig in Charnockiten
|
|
|
Serie (Endglieder) |
Mineral/Feldspattyp |
Strunz-ID |
Kristallsystem |
Formel |
Buddingtonit-Orthoklas-Slawsonit-Serie |
VIII/J.06-10 |
Monoklin |
(NH4)AlSi3O8·0.5 H2O |
|
VIII/J.06-15 |
Hexagonal |
KAlSi3O8 |
||
VIII/J.06-20 |
Monoklin |
(K,Na)(Si,Al)Si3O8 |
||
VIII/J.06-30 |
Triklin |
KAlSi3O8 |
||
VIII/J.06-35 |
Triklin |
(Rb,K)AlSi3O8 |
||
VIII/J.06-40 |
Monoklin |
KAlSi3O8 |
||
VIII/J.06-50 |
Monoklin |
(K,Ba)Al(Si,Al)3O8 |
||
VIII/J.06-60 |
Monoklin |
BaAl2Si2O8 |
||
VIII/J.06-70 |
Monoklin |
BaAl2Si2O8 |
||
VIII/J.06-80 |
Monoklin |
(Sr,Ca)Al2Si2O8 |
||
Anorthoklas-Anorthit-Banalsit-Serie |
VIII/J.07-10 |
Triklin |
(Na,K)AlSi3O8 |
|
VIII/J.07-75 |
Hexagonal |
CaAl2Si2O8 |
||
VIII/J.07-80 |
Orthorhombisch |
CaAl2Si2 |
||
VIII/J.07-90 |
Orthorhombisch |
SrNa2Al4Si4O16 |
||
VIII/J.07-100 |
Orthorhombisch |
BaNa2Al4Si4O16 |
||
VIII/J.07-110 |
Monoklin |
K[(Al,Zn)2(As,Si)2O8] |
||
Reedmergnerit-Danburit-Serie |
Reedmergnerit (1) |
VIII/J.08-10 |
Triklin |
NaBSi3O8 |
Plagioklas-Serie |
VIII/J.07-20 |
Triklin |
Na1.0-0.9Ca0.0-0.1Al1.0-1.1Si3.0-2.9O8 |
|
VIII/J.07-30 |
Triklin |
Na0.9-07Ca0.1-0.3Al1.1-1.3Si2.9-2.7O8 |
||
VIII/J.07-40 |
Triklin |
Na0.7-0.5Ca0.3-0.5Al1.3-1.5Si2.7-2.5O8 |
||
VIII/J.07-50 |
Triklin |
Na0.5-0.3Ca0.5-0.7Al1.5-1.7Si2.5-2.3O8 |
||
VIII/J.07-60 |
Triklin |
Na0.3-0.1Ca0.7-0.9Al1.7-1.9Si2.3-2.1O8 |
||
VIII/J.07-70 |
Triklin |
Na0.1-0.0Ca0.9-1.0Al1.9-2.0Si2.1-2.0O8 |
||
9.FA.35 |
Tetragonales Analogon zu Albit |
(Na,Ca)Al(Si,Al)3O8 |
(1)Reedmergnerit ist nach aktueller Auffassung ein Plagioklas (Nickel-Strunz 10. Aufl., unveröffentl.; Nr. 9.FA.30), wird jedoch in fast allen Übersichten als Mitglied der Reedmergnerit-Danburit-Serie behandelt.
Die Kristallzeichnungen wurden von Mark Holtkamp mit Hilfe des Programms "Smorf" angefertigt.
|
|
|
||||||||||||||||
|
|
|
||||||||||||||||
|
|
|
||||||||||||||||
|
|
|
Bekannt sind auch Pseudomorphosen verschiedener Mineralien nach Feldspat (wesentlich Orthoklas) (u.a. Kaolinit, Kassiterit, Quarz, seltener Türkis) und von Feldspat nach anderen Mineralien.
|
|
|
||||||||||||
|
|
|
|
Die Bezeichnung "Schriftgranit" wurde 1813 von Brongniart erfunden, dann von Haüy vorgeschlagen und 1827 von K.C. von Leonhard eingeführt. In der Grundmasse von weißem oder hellem Feldspat liegen dunkle, graue Quarze, die bei einem entsprechenden Anschnitt des Gesteinstückes wie Schriftzeichen aussehen. Diese Zeichen sehen wie arabische bzw. häbräische Buchstaben oder germanische Runen aus (auch unter dem Namen Runit bekannt).
Schriftgranit ist keine Granit-Varietät, sondern eine Bezeichnung für ein granitisches oder syenitisches Gestein mit einem Gefüge, welches durch Epitaxien (graphische Verwachsung) von Quarz und Feldspat gekennzeichnet ist. Schriftgranite entstehen aus einer eutektikalen Schmelze (Schmelze im Temperaturminimum eines Schmelzdiagrammes von Feldspat und Quarz). Sie bilden sich durch gleichzeitige Kristallisation von Feldspat und Quarz, wobei der Quarz von Feldspat orientiert umwachsen wird, typischerweise in Pegmatiten.
Schriftgranit kommt weltweit vor. In Deutschland ist er u.a. aus den zentralen Zonen großer Granitkörper im Brocken-Granit bekannt. Weiterhin bekannt sind die in Norddeutschland häufig aufzufindenden skandinavischen Geschiebe in Form von Schriftgranit. Gut ausgebildete Orthoklase mit epitaktisch aufgewachsenen Quarzkristallen wurden bei Vilshofen in Bayern gefunden.
Die aufgrund ihrer Mischungs- und Entmischungsmöglichkeiten nicht immer einfach zu verstehende Welt der Feldspäte wird noch um ein umfangreiches Sortiment von Varietäten, Varianten oder Synonymen für das oft gleiche Mineral (oder Varietät) bereichert und verwirrt. Selbst heute, nachdem nicht nur die klassischen Feldspäte exakt mit sämtlichen Determinanten bestimmt sind, sondern auch mittels modernster Analysemethoden gänzlich neue Feldspäte entdeckt werden, werden immer noch die unterschiedlichsten Begriffe und Namen verwendet, Synonyme als eigenständige Feldspat-Mineralien bezeichnet und selbst offensichtliche Fehlbestimmungen weiterhin und konsequent als eigene Mineralart katalogisiert.
Albit
Anorthit
Anorthoklas
Celsian
Hyalophan
Labradorit
|
Mikroklin
Oligoklas
Orthoklas
Sanidin
|
Die bekanntesten Varietäten
Cleavelandit ist ein in flachen, abgeplatteten Kristallen auftretender Albit. Er wurde in den frühen 1800er Jahren nach Parker Cleaveland benannt, einem Professor für Geologie und Mineralogie am Bowden Colege in Maine (USA). Die weltbesten Cleavelandite stammen aus brasilianischen Pegmatiten.
Albit wird prinzipiell in den eigentlichen Albit sowie in Periklin unterschieden. Als Periklin wird eine Albit-Varietät bezeichnet, wie sie oft in alpinen Klüften auftritt. Es gibt jedoch auch Deutungen, dass Periklin eine Pseudomorphose von Albit nach Oligoklas ist, welche bei der Entkalkung von Oligoklas entsteht (Weibel, M., et col., 1990; Die Mineralien der Schweiz). Periklin ist triklin, weiß, porzellanartig, niemals transparent (Gegensatz zu Albit) und oft bedeckt mit Chlorit. Er ist zur kristallographischen b-Achse quergestreckt und nach der Basis abgeplattet. Fast immer sind Zwillinge vorhanden (Periklin-Gesetz). Untersuchungen ergaben, dass Periklin im Gegensatz zum reinen Albit mehr Ca anstelle von Na enthält. D.h., er liegt eigentlich schon im Einzugsbereich der echten Plagioklase.
Periklin ist ein häufig verbreitetes Kluftmineral in intermediären Gneisen, meist paragenetisch mit Adular, Chlorit, Titanit, Apatit, teilweise auch neben Calcit, Quarz und Rutil in glimmerreichen Gesteinen. Mitunter treten in der gleichen Kluft Periklin und Albit gemeinsam auf. Alpine Periklin-Kristalle können, anders als die meist nur bis 2 cm großen Albite, Größen von mehr als 5 cm erreichen.
Peristerit ist eine Albit-Varietät mit leichter Irideszenz und / oder manchmal Adulareszenz, ähnlich dem Mondstein-Effekt. Er wird fälschlich als Albit-Mondstein bezeichnet. Der Name stammt vom griechischen "peristera" = Taube, da die schillernde Farbe des Steins der Farbe von Taubenfedern ähnelt. Die schönsten Peristerite stammen aus dem Bancroft Ditrict, Hastings County, Ontario, sowie aus Quebec in Kanada.
Adular ist eine Orthoklas-Varietät mit der charakteristischen Tracht, bei der {110} und {101} vorherrschen. Einfache Kristalle können auch pseudorhombisch sein (Maderaner Typus). Er ist nach Quarz das häufigste Mineral alpiner Zerrklüfte und Hauptmineral vieler alpiner Paragenesen. Das Mineral ist ein Orthoklas, der bei hydrothermalen Bildungstemperaturen entstanden ist. Adular enthält fast immer unterscheidliche Mengen Na- und Ba-Feldspat (letzterer bis zu 6 Mol% Celsian); Ca wird jedoch nicht aufgenommen. Er ist natürlich farblos, teilweise wasserhell und seltener sogar transparent; sehr oft jedoch mit Chlorit bedeckt oder durchwachsen. Zwillinge sind sehr häufig (oft Kontaktzwillinge). Manche Kristallaggregate sind auch sägezahnartig gruppiert oder bilden sattelförmige Aggregate ähnlich wie Dolomit. Die alpinen Adulare haben Durchschnittsgrößen von 2-3 cm, die größten Kristalle sind bis über 10 cm groß. Adular kommt weder in ultrabasischen noch in Kalkgesteinen vor, jedoch in Dolomitmarmor. Die wichtigsten Fundorte sind unter Orthoklas beschrieben.
Paradoxit ist eine Orthoklas-Varietät, welche besonders in Deutschland eine gewisse Bedeutung erlangte, weltweit jedoch so gut wie unbekannt ist oder keine Beachtung fand.
Nomen est Omen - ein wahrhaft paradoxe Angelegenheit.
Der Name Paradoxit stand ursprünglich nicht für ein Mineral, sondern wurde von M. Brogniart für ein von Carl von Linné in einem im südschwedischen Skane-Gebiet in Schiefer entdecktes Fossil (Entomolithus paradoxus) vergeben. Weitere Funde erbrachten fünf unterschiedliche Paradoxite, allesamt Trilobiten. Erste Beschreibungen dieser Paradoxite erfolgten im Nouveau Dictionnaire d'Histoire Naturelle (1818), Vol.24, S. 522-523); von Leonhard,K.C., Bronn, H.G., (1843) im Neuen Jahrbuch f. Mineralogie, Geognosie, geologie und Petrefaaktenkunde sowie von Landri, M.H., (1852), im Dictionnaire de Mineralogie, de Geologie et de Metallurgie.
Irgendwann Mitte des 19. Jh. tauchte der Begriff Paradoxit als Name für einen Feldspat auf, welcher als "Paradoxit Breithaupts" Eingang in die Literatur fand. Der Name stammt von "paradoxon" und wurde um 1860-1866 von Breithaupt geprägt, da dieser an dem Mineral eine abweichende Dichte im Vergleich mit "normalem" Adular feststellte, was ihm paradox erschien. Aus dieser Zeit kommt wahrscheinlich auch die sich bis ins Heute schleppende Definitiopn: Paradoxit ist eine Adular-Varietät). W. Schüler beschrieb 1921 eine Analyse von Paradoxit von Euba in Sachsen, wo das Mineral mit Fluorit in Quarz- und Porphyrgängen vorkam. Der untersuchte Paradoxit setzte sich aus den Feldspat-Hauptkomponenten SiO2, Al2O3 und K2O zusammen und enthielt ferner Fe-, Na-, Ca-, Mg-, Ba-, S-,Oxide sowie F in Spuren. Die Probe erwies sich praktisch als Kalifeldspat, resp. Orthoklas / Mikroklin. (Centr. Min., 1921; 737-8).
Aus der einschlägigen geowissenschaftlichen Literatur kann geschlossen werden, dass Paradoxit in zahlreichen Publikationen beschrieben oder erwähnt wurde. 1875 beschrieb F. Senft Paradoxit von Zinnerzgängen bei Ehrenfriedersdorf, Schlaggenwald und Marienberg in Sachsen. W. Ziehr (1954; resp. Aufschluss Sonderband 75) beschrieb Paradoxit aus den Flusspatgängen in Wölsendorf und deren Nebengestein (erste detaillierte Beschreibung in: Riederer, J., 1966; Der Paradoxit von Wölsendorf; N. Jhb. f. Min., 131-141). Kraus (1958) beschrieb Paradoxit von den Flussspatgruben Sulzbach I und II bei Regensburg.
Routineuntersuchungen von Feldspäten berücksichtigten in der Vergangenheit kein Zink. Neueste Mikrosonden-Analysen von Feldspäten aus Pb-Zn- hydrothermalen, gangförmigen Lagerstätten und Skarnen deuten auf das Vorhandensein und auf Phasenverhältnisse von CaZnSi3O8, einer neuen Phase mit Feldspat-Struktur im System CaO-ZnO-SiO2, bzw. Feldspäten, welche als Paradoxit bekannt sind. (Fehr, Huber, 2001; s.u. > Literatur). Besonders Augenmerk wurde dem Paradoxit (auch in Wölsendorf) deswegen zuteil, da er sich - im Gegensatz zuanderen Gangmineralien - bestens für K/Ar-Altersbestimmungen eignet. Fazit: Paradoxit ist eine zinkhaltige Orthoklas-Varietät.
Valencianit ist eine Adular-Varietät in Form dünntafeliger, flacher, fast blättriger weißer Kristalle aus der Mina Valeciana, Guanajuato, Municipilidad de Guanajuato, Gunajuato, Mexiko. Manche der dünnen Kristalle zeigen eine Kurvatur.
|
|
Der klassische Mondstein ist ein milchig-bläulich-weiß schimmernder Orthoklas. Der optische Schimmer-Effekt, welcher besonders dann hervortritt, wenn der Stein bewegt wird, wird auch als Adulareszenz bezeichnet, wenngleich Mondstein keine Varietät von Adular ist, wie es nicht selten beschrieben wird. Mondstein entsteht als kryptoperthitische Entmischung (siehe Perthit) nach Abkühlung der Gesteine und deren Verwitterung. Durch die Brechung und Streuung des Lichtes an den Entmischungslamellen werden Lichtstrahlen gebrochen und überlagert, wobei der Adulareszenz- oder Mondsteineffekt entsteht. Sind die Lichtstreifen scharf begrenzt, kann auch ein Chatoyance-Effekt (Katzenaugen-Effekt) entstehen.
Mondstein wird einzig und allein als Schmuckstein verwendet. Er wird als Cabochon geschliffen, da durch diese Form der durch die Lamellenstruktur entstehende Mondsteineffekt am deutlichsten wird. Falsche (imitierte) Mondsteine sind weißer Labradorit (Regenbogen-Mondstein), Albit (Kanadischer Mondstein oder Peristerit), Chalcedon ( blauer und kalifornischer Mondstein), synthetischer Spinell oder Glas. Auch der schon in der Antike als Mondstein bezeichnete seidig-schimmernde Selenit (Gips) wird Gutgläubigen als Mondstein verkauft.
Die wichtigsten Mondstein-Lagerstätten liegen in präkambrischen Schiefern, Gneisen und Granuliten bei Meetiyagoda und Gangapitiya im Süden von Sri Lanka. Weitere Vorkommen in Australien, Brasilien, Indien, Madagaskar, Burma, Tansania und an verschiedenen Fundstellen in den USA. Aus Österreich stammen sehr schöne Orthoklas-Kristalle mit Mondstein-Effekt vom Großglockner, vom Mörchnerkar und der Melkerscharte in den Zillertaler Alpen und von Spitz in der Wachau. In der Schweiz "Mondstein-Adulare" vom Naretpass im Tessin. Alpine Mondsteine sind nicht schleifwürdig.
Anmerkung: Auch Oligoklas (eine Varietät von Albit) von der Mina Pili, Carmago, Chihuahua in Mexiko) und Sanidin aus dem gleichen Vorkommen werden aufgrund ihrer charakteristishen Eigenschaften als Mondstein bezeichnet.
|
|
Als Sonnensteine werden verschiedene, als Schmuckstein qualifizierte Plagioklase bezeichnet. Je nach Farbe, Struktur oder nach Herkunft können dies Andesin, Oligoklas oder Labradorit, manchmal auch Albit sein. Sonnensteine waren schon vor mehr als 1.000 Jahren bekannt. Sie wurden in Gräbern der Wikinger gefunden (die Wikinger benutzten sie als Navigationshilfe) und die Ureinwohner Oregons handelten mit Sonnensteinen.
Oregon-Sonnenstein (Oregon Sunstone) ist ein in den USA sehr bekannter farbloser, gelber, rosa-schillernder, roter, grüner oder rotgrüner Plagioklas mit 65-67% Anorthit und 35-33% Albit (was am ehesten Labradorit entspricht). Einige dieser Sonnensteine sind dichroitisch, d.h., sie wechseln ihre Farbe bei unterschiedlicher Beleuchtung, ähnlich wie Alexandrit (Alexandrit-Effekt). Die Farben werden durch Kupfer in winzigsten Partikeln (ppm) hervorgerufen, was bei geschliffenen Steinen durch Reflektion des Lichts einen Schillerefekt hervorruft (EMPA-Analysen durch Caltech).
Der Oregon Sunstone wird nahe der Stadt Plush in den Landkreisen Lake und Harney im Warner Valley in mehr als 50 Claims abgebaut wird. Das Mineral tritt in verwitterten Lavaströmen auf, welche von Basalt-Rhyolith überdeckt sind. Die größte Sunstone-Bergbaugesellschaft ist die Dust Devil Mine. Oregon Sunstone wurde 1970 offiziell als Edelstein anerkannt. Er ist das offizielle Mineral des Staates und eines der am intensivsten abgebauten Schmuckminerale der USA.
Sonnenstein kommt auch in der Lava des Sunstone Knoll im Millard County in Utah, in Middletown in Pennsylvania, in Statesville, North Carolina und am Baikalsee in Sibirien vor. Sogenannte Sonnensteine aus einigen Steinbrüchen in Südnorwegen und in Kanada sind Albit. Inwieweit sie, wenn geschliffen, die Eigenschaften der "echten" Sonnensteine haben, bleibt dahingestellt. Die seit Anfang des 21. Jh. auf den Markt gelangten blut- bis rubinroten Sonnensteine aus dem Kongo und aus Tibet sind Andesin.
Spektrolith ist der Schmuck- und Handelsname für Labradorit von Ylämaa in Finnland. Der Name wurde gewählt, weil Spektrolith er in allen Spektrumsfarben (Regenbogenfarben) schillert. Die Ursache der "Labradorisierung" beruht auf dünnen Schichten, welche das Licht reflektieren. Das Vorkommen bei Ylämaa wurde 1941 beim Ausheben von militärischen Stellungen an der russischen Grenze entdeckt, der marktorientierte Abbau begann in den 1950er Jahren. Heute sind etwa 80 Unternehmen in Ylämaa mit der Förderung und Weiterverarbeitung von Spektrolith verbunden.
Feldspäte, deren Al durch B, Fe3+ und Ga und von Si durch Ge ersetzt ist (in Kombination mit K, Na, Ca, Sr. Ba, Rb und Pb) wurden synthetisch hergestellt.
|
|
Feldspäte machen mehr als 50% aller Mineralien der Erdkruste aus, kommen jedoch nicht im Erdmantel vor. Sie bilden sich in basischen bis sauren Schmelzen. Feldspäte kommen hauptsächlich in Tiefengesteinen (Plutoniten), aber auch in vulkanischen Gesteinen (Vulkaniten) vor. Daneben treten Feldspäte auch in metamorphen Gesteinen auf (z.B. Mikroklin-Augengneis in kristallinen Schiefern). Die in sedimentären Gesteinen vorkommenden Feldspäte sind keine Feldspäte im Sinne des Ursprungs sondern Verwitterungsprodukte. Abhängig von der chemischen Zusammensetzung der magmatischen Schmelze und ihrer Temperatur bilden sich unterschiedliche Feldspattypen. Kalifeldspäte entstehen bei relativ niedrigen Temperaturen in SiO2-reichen Magmen, welche bei der Abkühlung zu Granit, bzw. Pegmatiten (Plutonit) und Rhyolith (Vulkanit) werden. Die in Pegmatiten gebildeten Mikroklinkristalle können oft riesige Ausmaße annehmen. Adular bildet sich hydrothermal auf Klüften.
In SiO2-armen Schmelzen bei hohen Temperaturen entstehen Plagioklase; die wesentlichen Gesteine sind dann Gabbro (Plutonit) und Basalt (Vulkanit).
|
|
Feldspat ist ein wichtiger Rohstoff und wird in 47 Ländern in über 130 Vorkommen abgebaut. Die wichtigsten Lagerstätten sind in Kanada, Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien, Polen, der Türkei und in Indien.
Hauptverwender ist die keramische Industrie (Porzellan, Steingut, Fliesen, Glas, Email) und die Dentalkeramik. Verwitterter Feldspat bildet häufig Kaolinit, welcher als Grundstoff für die Porzellanherstellung unverzichtbar ist. Orthoklase (klare Kristalle aus Madagaskar, Mondstein aus Sri Lanka), Mikroklin-Amazonit (Amazonit aus Colorado und Russland), Bytownit (Mexiko), Labradorit (Finnland), Sonnenstein (aus Oregon) und roter Andesin (aus dem Kongo und von Tibet) finden Verwendung in der Schmuckstein-Industrie.
|
1981 wurde ein Mikroklin-Einzelkristall in der Devils Hole Beryl Mine (Fremont County, Colorado, USA) gefunden. Der Kristall ist 49,38 m lang, 35,97 m hoch und 13,72 m tief und er wiegt wahrscheinlich 15.908.890 kg. Dies ist vermutlich der bisher größte Kristall der auf der Welt entdeckt wurde, obgleich nicht ganz sicher ist, dass es sich um einen Einzelkristall handelt. Brögger (1890) erwähnt Mikroklin bis 10 m Länge in Pegmatiten von Kure, Moss, Norwegen. Mikroklin-Amazonite bis 40 cm und hervorragender Ausbildung sind vom Pikes Peak Massiv in Colorado und von Konso, Sidamo in Äthiopien bekannt. Eindrucksvolle Cleavelandit-Aggregate bis 15 x 10 m kommen in der Rutherford Mine in Virginia sowie im Pikes Peak-Massiv in den Rocky Mountains von Colorado vor. Periklin-Kristalle bis 20 cm wurden an der Gibelmatte im Binntal, Wallis, Schweiz gefunden. Weiße Orthoklase bis 20 cm kommen im Malosa Massiv in Malawi und im Karakorum in Pakistan vor; gelbliche Orthoklase von Edelsteinqualität bis 10 cm stammen von Madagaskar.
|
|