Mineralienatlas - Fossilienatlas
Malachit
Typische Bänderung (Streifung) und Bildung konzentrischer
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Englisch, Französisch, Italienisch: Malachite; Spanisch: Malaquita; Niederländisch: Malachiet
Der Name dieses Minerals soll vom griechischen Wort "μαλάχη" (malache) für Malve abgeleitet worden sein, da die sattgrüne Farbe des Malachits dem Laub der Malve ähnelt (nach Plinius dem Älteren, 23-79 n.Chr.). Noch älter (Theophrastos, 372-287 v.Chr.) ist der Name Chrysokolla (griech.: Goldleim) - nach dieser Beschreibung ein Kupfermineral mit lebhaft grüner Farbe. Der Name deutet auf die Verwendung bei der Granulationstechnik der Goldschmiede hin. Um 1800 wurde aufgrund chemischer Analysen zwischen Kupfercarbonat - forthin "Malachit" - und Kupfersilikat (Kupfergrün, Kieselkupfer, Kieselmalachit, etc.) unterschieden. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich die antike Bezeichnung "Chrysokoll" für das Kupfersilikat durch.
Malachit ist seit Jahrtausenden bekannt und wurde einst als Amulett gegen Gefahr und Krankheit getragen. Dieser Mythos konnte sich leider nie bestätigen.
Seine Verwendung als Schmuckstein macht ihn in allen Bevölkerungsschichten bekannt. Dazu verhilft ihm sein schaliger Aufbau, trotz der eigentlich eher derben Ausbildungen, dessen Schönheit in Farbe und Zeichnung erst im geschnittenen und polierten Zustand zur Geltung kommt.
Im alten Ägypten war das Mineral außerordentlich beliebt. Es wurde, wie Ausgrabungen in Beidha in der Nähe des Toten Meeres belegen, als grünes Pigment verwendet. Mit Malachit bemalte Wände und Überreste des Rohstoffes wurden in einer 9000 Jahre alten Siedlung entdeckt. Ägyptische Frauen wussten das Pigment, vermischt mit Eiweiß, Akazienharz oder Feigenmilch als Schminke zu nutzen. Die grüne Farbe war von früh her ein Zeichen für das Leben.
In der Malerei erscheint der Malachit als Grünpigment erst relativ spät. In Ägypten wurden synthetische Grünpigmente über Jahrtausende benutzt. Im 3. Jahrtausend v.Chr. erscheint Malachit vereinzelt in Ägypten, kurz danach in der römischen Fresco-Malerei. Bis in die Barockzeit hinein dürfte Malachit das wahrscheinlich verbreitetste Grünpigment in Fresco, Ölmalerei, Buchmalerei und bei der farblichen Fassung von Skulpturen gewesen sein.
Malachit war das wichtigste Kupfer-Erz der Vorgeschichte, ist er doch - im Gegensatz zu den Kupfer-Sulfiden - direkt (also ohne vorheriges Abrösten) zu verhütten. Malachit lässt sich bei Rotglut (700-800°C) über die Zwischenstufen Cu2O und CuO mit Holzkohle zu hämmerbarem metallischen Kupfer reduzieren. Dies geschah im Chalkolithikum des Vorderen Orients, grob um 5000 v.Chr. Malachit blieb ein wesentliches Kupfer-Erz überall dort, wo er als "Huterz" in (nach dem jeweiligen Stand der Technik) größeren Mengen auftrat. Heutzutage werden Malachit-Erze nurmehr als Koppelprodukte primärer Kupfererze abgebaut (wie z.B. in Tsumeb, Namibia).
Zermahlener Malachitstaub wurde mit Hilfe von Fischleim und Wasser im Holzkohlefeuer zu sog. Goldleim verarbeitet. Dies ist eine lötfähige Kupferlegierung, die es ermöglicht, Gold auf eine Oberfläche zu löten. Die Etrusker waren absolute Meister dieses Verfahrens. Es wurde aber schon viel früher angewendet. Als Beispiele sind die Totenmaske und weitere Gegenstände aus dem Grab des Pharao Tutanchamun zu nennen.
In Japan tritt der Malachit ab dem 8. Jahrhundert auf. Auch präkolumbianische Kulturen kannten bereits den Malachit als Pigment und als Schmuckstein. Im Gegensatz zum Azurit, der in Fresken unter Einwirkung von Luftfeuchtigkeit und CO2 allmählich in Malachit umschlägt (blaue Himmel werden grün!!), ist Malachit stabil.
Im Ural waren drei sehr große Malachit- (Kupfer)-Lagerstätten weltbekannt, welche 1720 entdeckt wurden: Melnorudjansk (bei der Stadt Niznii Tagil, in die Mineralienwelt als Fundort Nizhniy (oder Nishne) Tagil(sk) eingegangen (von dort wurden im 19. Jahrhundert Blöcke bis 50 Tonnen gefördert), die Grube Nadezhnaia (ein Hohlraum mit 480 t schleifwürdiger Malachit, in welchem am 6. Juni 1835 ein 40 t Malachit-Monolith gefunden wurde) und Gumushevskoye SW von Sverdlovsk. Die Melnorudjansk-Malachite waren, wenn sie poliert wurden, wegen der Schönheit ihrer Muster weltberühmt. Von dieser Fundstelle stammen die Säulen der Isaaks-Kathedrale in St. Petersburg. Im Winterpalast der gleichen Stadt gibt es ein Malachit-Zimmer (wo unter geschickter Ausnutzung der Struktur und durch Zusammensetzen dünner Malachitplatten Architekturteile scheinbar fugenlos verkleidet sind). In der Eremitage kann man Tischplatten aus Malachit bewundern. Im Museum des St. Petersburger Berginstituts ist ein sehr schöner Malachitklumpen von etwa 1,5 Tonnen Masse ausgestellt.
In Schlössern und Museen lassen sich kunstgewerbliche Malachitarbeiten (Tischplatten, Schreib-Garnituren, Schatullen, Vasen etc.) besichtigen, mit denen russische Zaren europäische Fürstenhäuser beeindruckten. Viele dieser Malachite kamen aus der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannten Lagerstätte Gumusevo. Eine andere Verwendung großer Malachitblöcke ging 1997 durch die Presse: als Grabstein verstorbener Größen der russischen Mafia!
Die russischen Vorkommen sind praktisch erschöpft. Zur Herstellung von schmuckgeeignetem Malachit - besonders in den begehrten gebänderten Varietäten - verarbeitet man heute Malachit aus den Kupferlagerstätten des Kongo, in geringem Umfang auch aus Arizona. Es handelt sich meist um Krusten, überwiegend 2-5 cm, selten bis ca. 10 cm dick. Gepulverter Malachit in winzigen Mengen spielt die entscheidende Rolle beim Granulieren und bei der Filigranarbeit der Goldschmiede. Diese Techniken wurden im 3. Jahrhundert v. Chr. im Vorderen Orient (vermutlich Mesopotamien) entdeckt und gingen in der Spätantike fast völlig verloren (1934 wurden sie wiederentdeckt und in England patentiert).
Idiomorphe, fast perfekte, monoklin-prismatische Kristalle
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Nadelige Kristalle, radialstrahlige Aggregate
Malachit als Lockenmalachit auf Azurit
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Als Kupfercarbonat gehört Malachit zur Mineralklasse der wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen. Darüber hinaus enthält er zwei Sauerstoff- und zwei Wasserstoffatome und hat die chemische Formel Cu2(CO3)(OH)2. Er gehört zum monoklin-prismatischen System, in dem alle drei Raumachsen verschieden lang sind.
Malachit tritt selten in idiomorphen, monoklin-prismatischen oder tafeligen Kristallen auf, oft jedoch in botryoidalen (traubigen), warzigen oder radialstrahligen Aggregaten, als Krusten und stalaktitisch. Solche botryoidalen oder stalaktitischen Aggregate zeigen beim Anschliff eine typische Bänderung bzw. Streifung und konzentrische Ringe (Augen). Sehr selten sind Malachitlocken. Das Mineral kann fast genau viermal so schwer wie ein entsprechendes Volumen Wasser sein, obwohl das spezifische Gewicht (Dichte) von massiven Stücken (derbes und faseriges Material) dieses Minerals manchmal nur bis 3,6 - 4,05 g/cm3 beträgt. Malachit bildet häufig Pseudomorphosen nach Azurit (diese Kristalle sind in der Regel tafelig oder blockig) und nach Cuprit (bis 2 cm große Kristalle von Gumushevskoye im Ural), seltener nach Atacamit (aus den Tur'inskie-Kupfergruben im Ural), Calcit und Chalkopyrit.
Die Farbe des Malachits geht über eine Bandbreite von hell- bis sehr dunkelgrün, manchmal fast schwärzlichgrün. Reine Kristalle haben Diamant- bis Glasglanz, die meisten Aggregate sind seidig bis mattglänzend. Derbe Massen sind oft matt (glanzlos). Die Strichfarbe ist hellgrün.
Malachit hat eine nahezu vollkommene Spaltbarkeit nach {201} und gut nach {010}, der Bruch ist unregelmäßig, teilweise muschelig bis faserig. Malachit luminesziert nicht, zeigt also z.B. keine Fluoreszenz unter einer UV-Quelle.
Malachit löst sich, wie alle Carbonate, in Salzsäure (HCl) unter Brausen auf. Dadurch kann er z.B. auch von dem oft zum Verwechseln ähnlich aussehenden Kupfer-Hydroyxl-Sulfat Brochantit unterschieden werden. Reinigen sollte man Malachit nur mit destilliertem Wasser, weil ihn Verunreinigungen im Leitungswasser beschädigen könnten.
Malachit ist ein typisches Mineral der Oxidationszone von Kupferlagerstätten, das bei Verwitterung zahlreicher Kupfermineralien entsteht, vor allem aus Chalkopyrit. Er findet sich in den Oxidationszonen von Kupfervorkommen, oft zusammen mit Azurit, nach welchem er häufig pseudomorphisiert ist. Malachit ist zwar weit verbreitet, kommt aber nur selten in größeren Mengen vor. Es liegt meistens in eher unscheinbaren erdigen, pulverigen oder nierigen Krusten oder kleinen Nädelchen vor.
Beispiele: Die riesigen Mengen großer Malachitbrocken (bis 50 t) der Kupferlagerstätte Mednorudjanks (Niznii Tagil, Ural) wurden zusammen mit anderen oxidischen Kupferverbindungen in einer Tiefe von 70 m in tonigen, stark mit Eisenverbindungen durchsetzten, zerstörten Gesteinen an der Grenze zu Kalkspat gefunden; die wie geflossen ausgebildeten Malachite der Lagerstätte Gumushevskoye (Ural) traten in roten Tonen auf. Die paragenetisch häufigsten Mineralien sind Azurit, Cuprit, Cerussit, Chrysokoll, Calcit, und Limonit.
Von Bedeutung für den Kupferbergbau ist Malachit vor allem als Leitmineral (Indikatormineral). Durch seine charakteristisch grüne Eigenfarbe fällt er in den Verwitterungszonen fast aller Kupfervorkommen sofort ins Auge und liefert den Geologen Hinweise darauf, wo es lohnenswert ist, mit dem Graben zu beginnen.
Wird fester, fließförmiger Malachit zu Schmuck verarbeitet, schleift man ihn meist zu Cabochons (Schliff-Form mit gewölbter glatter Oberfläche) - eine Facettierung ist für diesen Stein ungeeignet. Der große Vorteil des hochgewölbten Cabochons liegt darin, dass er das wunderschöne Grün des Malachits, sowie seine helle und dunkle Bänderung zur Geltung bringt, ohne Facetten schleifen zu müssen. Deren scharfe Kanten könnten leicht ausbrechen. Malachit kann auch für Knöpfe und Perlen verwendet werden. Kleinere Malachitstücke werden u.a. zu Pigmenten verarbeitet. Eingesprengter und erdiger Malachit wird neben anderen oxidierten Kupfererzen zur Kupfergewinnung verwendet.
Um den relativ weichen und porösen Malachit als Schmuckstein zu stabilisieren, werden Rohsteine mit einem Gemisch aus Malachitstaub und Kunstharz behandelt. Dasselbe Verfahren wird angewandt, um kleine Malachitstücke zu verwendungsfähigen Malachiten zusammenzufügen (engl. sog. seam malachite). Zudem wird Malachit durch Jaspis, gefärbten Achat oder Marmor nachgeahmt und auch synthetisch hergestellt.
Auswahl der weltbekanntesten Fundorte (mindat.org listet 4.902 Fundstellen; Deutschland nur kleinste Auswahl)
Australien
Brasilien
China
Deutschland
England
Frankreich
Kongo
Marokko
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Namibia
Österreich
Peru
Russland
Sambia
Spanien
USA
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Anpolierte botryoidale Malachitstufe
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Teilweise anpolierte stalaktitische Malachitstufe
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Der Congo (deutsch Kongo) - ein Land, welches unter dem Vorwand, Hungersnöte und Pockenepidemien bekämpfen zu wollen, seit Ende des 19. Jahrhunderts durch Belgien (damals Belgisch-Kongo) kolonialisiert und im Einvernehmen mit Großbritannien durch die Union Minière du Haut Katanga (ein Staat im Staate, später unter Mobuto nationalisiert und in Gécamines Exploitation umbenannt) ausgebeutet wurde.
Die Demokratische Republik Congo (Unabhängigkeit 1960, danach 35 Jahre lang von Marschall Mobuto Sese Soku als ärmstes Land der Welt regiert; bis 1971 Belgisch-Congo, danach Zaire, seit 1997 wieder Dem. Rep. of Congo) ist eines der Länder mit den weltweit größten Vorkommen von Kupfer-, Kobalt-, Gold- und Uranmineralien. Die größten Lagerstätten liegen in der Provinz Shaba (ehemals Katanga) mit den wichtigsten Stadtregionen Lubumbashi (nahe der Lagerstätte Star of the Congo/L'Etoile Mine), Likasi, Kalemie und Kolwezi mit den bekannten Einzellagerstätten Mashamba, Kamoto, Musonoi (Uran), Mupine, Kilamusembu und Kingamyambo, in welchen besonders Malachit riesige Vorräte bildet.
Jahrhunderte bevor die Europäer Katanga erforschten, wussten einheimische Zauberer (die ersten Metallurgen), welche in ihrer Sprache "Kupferesser" genannt wurden, wie man aus Malachit Kupfer schmilzt. Jedes Jahr im Mai wurde der auf dem Boden liegende Malachit von Frauen und Kindern gesammelt und in manchen Orten in bis zu 30 Ton- und Lehmöfen, die eine Höhe von 2 m erreichten, auf Kohle geschmolzen. Das herausschmelzende Kupfer wurde über Abflusskanäle aufgefangen und in Barren gegossen. Anschließend wurde dieses Kupfer in kleineren Öfen raffiniert und in bis zu 25 cm große und bis zu 36 kg schwere, sogenannte Andreaskreuze geformt, welche u.a. als Zahlungsmittel galten.
Star of the Kongo Mine (Etoile du Congo), Shaba, Kongo
Malachitstufe 11x3,5x3 cm
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Malachit-Stalaktit
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Die ersten europäischen Berichte über Kupfervorkommen in der Region Katanga stammen vom portugiesischen Forscher Dr. Francesco Joe Maria de Lacerdas, welcher u.a. Provinzgouverneur in Mozambik war, aus dem Jahr 1798, sowie von zwei Portugiesen, welche 1806 von grünen Steinen aus dem Land Catanga schrieben: "...Wir haben Steine auf den Gipfeln von einigen Hügeln gesehen. Diese Steine sahen grün aus und man gewann daraus Kupfer. In der Mitte dieser Region werden Kupferbarren hergestellt...". David Livingstone berichtete über Sklavenkarawanen, welche er 1854 sah, die Elfenbein-, Malachit- und Kupferringe aus Katanga an die Elfenbeinküste brachten. Im Jahre 1867 schieb er ans Auswärtige Amt in London "...die Menschen von Katanga stellen durch Schmelzen des Kupferminerals Malachit große Kupferbarren her...".
Der Katanga-Gürtel ist eine mehr als 300 km lange Zone präkambrischer Aktivitäten, welche durch die Kupfergürtel von Zambia und Shaba (Katanga) läuft. Die Gesteine des Katanga-Systems sind bis 10 km mächtige Folgen von Flachwasser-Sedimenten. Die Kupferlagerstätten sind sulfidische Kupfererze, welche wesentlich in Schiefer-Horizonten liegen. Die kupferführenden Gesteine sind nur schwach, zum Inneren des Zentrums des mobilen Gürtels jedoch hochgradiger metamorphisiert. Die orogenen Aktivitäten des Katanga-Gürtels fanden bis vor etwa 570 Mio. Jahren statt, charakterisiert von Gneis-Dom-Intrusionen.
Die Mehrheit der sulfidischen Erze Katangas ist zu Carbonaten, Oxiden und Silikaten gealtert. Mächtige Sandsteinschichten sind teilweise komplett mit körnigem oder präzipitiertem Malachit durchsetzt; in den Hohlräumen haben sich feine nierige, faserige und nadelige Malachitfächer oder sphärolithische (botryoidale) Malachit-Aggregate gebildet (die größte Malachitmasse hatte ein Gewicht von fast 4 Tonnen). Stalaktitische Aggregate mit konzentrischen Ringen können, oft zusammen mit Chrysokoll, Längen bis 75 cm erreichen. Aus kupferhaltigen Lösungen entsteht ständig neuer Malachit.
Die meist zu Schmuckgegenständen und Ornamenten verarbeiteten Malachite stammen aus dolomitischen Sandsteinen aus dem Bergbaugebiet bei Kolwezi, wo auch ausgezeichnete Dioptase (Tantara) gefunden werden.
Malachit mit Chrysokoll
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Malachit mit Chrysokoll
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Malachit mit Heterogenit (bzw. Tenorit ?)
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Literatur
Malachit pseudomorph nach Azurit
Malachit pseudomorph nach Cuprit
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Malachit auf Calcit
Tsumeb
Malachit auf Cerussit
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Gut ausgebildeter Malachit kommt in Nambia, mit Ausnahme der Lagerstätten Tsumeb und Onganja, eher selten und dann paragenetisch vor. Die wohl besten Kristalle, zum großen Teil als Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit, kamen aus den drei Oxidationszonen der Zn-Pb-Cu-Lagerstätte Tsumeb. (die dritte Zone lag zwischen der 41. und 48. Sohle). Die Azurite und die Malachit-Azuritpseudomorphosen aus Tsumeb gehören zu den schönsten je gefundenen der Welt. Attraktiv sind u.a. Vergesellschaftungen von Malachit mit Cerussit (die weltbesten Cerussite stammen von Tsumeb) aus der ersten Oxidationszone zwischen 150 und 250m Teufe. Als weitere Begleitmineralien in den Oxidationszonen traten auf: Anglesit, Smithsonit, Arsenate und Carbonate. Tsumeb wurde nach 90 Jahren aktivem Bergbau 1996 geschlossen.
Der Onganja Bergbaugebiet mit mehreren kleineren Kupfer- und Molybdängruben, ca. 60 km NE von Windhoek und ca. 30 km N des Städtchens Seeis, in der nördlichen Fortsetzung des Khomas-Hochlandes, ist bei Sammlern besonders für weltbeste blockige und radialstrahlige Cuprite bekannt geworden. Neben Cuprit kommen Molybdänit, Calcit und natürliches Kupfer vor. Aus der Emke Mine stammen interessante, bis mehrere cm große Pseudomorphosen von Malachit nach Cuprit. Bis vor wenigen Jahren konnte man noch recht gute Sammlerstufen auf den alten Halden finden. Der Bergbau steht zur Zeit still; der ehemalige Untertagebereich wurde seit 1974 geflutet.
Literatur
Malachit pseudomorph nach Azurit, ca. 3 cm
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Malachit pseudomorph nach Azurit
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Malachit pseudomorph nach Azurit
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Malachit pseudomorph nach Azurit
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Malachit pseudomorph nach Azurit auf Dolomit
Kerrouchen, Khenifra, Marokko
Malachit auf limonitischer Matrix
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Wenngleich weder mit den weltberühmten Stufen aus dem Kongo und Tsumeb noch mit Bisbee vergleichbar, sind aus Marokko sehr schöne Malachitkristalle, sowohl als primäre Ausbildung, besonders aber als Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit bekannt.
Malachit in bis zu 1 cm großen knolligen bis konzentrisch-schaligen, büscheligen, radialstrahligen, faserigen und rosettenförmigen Aggregaten kam mit tw. hervorragenden Azuritkristallen aus dem Bergbaugebiet Haute Moulaya, welches bei Mineraliensammlern eher unter dem Namen Aouli bekannt wurde. (Das Gebiet der Haute Moulaya war mit Aouli, Mibladen und Zeida eine der größten marokkanischen gangförmigen Bleierz-Lagerstätten). Die bekanntesten Malachite stammen aus dem Gangsystem Sidi Ayad (besonders der Gang El-Hassir, in welchem die attraktivsten Kristalle vorkamen); Begleiter, bzw. Matrix sind entweder Quarz oder Baryt mit Galenit. Der Bergbau in Aouli begann etwa um 1912 und wurde 1975 aufgelassen.
Nicht genau datierbar, aber etwa am Anfang der 1960er/1970er Jahre gelangten bis zu 3cm große, scharf ausgebildete Azurite, radialstrahlige, samtige Malachite und bizarre Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit unter der Fundortbezeichnung Kerrouchen auf den Markt (1976 von dem amerikanischen Mineralienhändler Victor Yount erstmalig beschrieben). Die ursprüngliche Fundstelle war ein ca. 6m breites und ca. 2m tiefes Loch in einem Dolomit-Massiv, welches von einigen wenigen Berbern eines benachbarten Gehöftes mit einem benzinbetriebenen Bohrhammer bearbeitet wurde (tw. wurde auch mit Karbid experimentiert, dabei wurden jedoch die meisten Kristalle zerstört). Entgegen der Auffassung mancher "Kenner der Fundstelle" war Kerrouchen niemals eine Mine oder ein professionell betriebener Bergbau und ist auch nicht, wie irreführend beschrieben, eine schwer zugängliche Fundstelle. Die Suche nach Kristallen fand eher "je nach Gelegenheit" statt, da in der gleichen Epoche die Weltklasse-Azurite von Touissit den Sammlermarkt dominierten. In den Jahren 1977 bis 1979 wurden durch den Verfasser dieses Artikels und den legendären, leider verstorbenen englischen Mineralienhändler Richard Barstow etwa 200 ausgezeichete Stufen aus dem Berg gearbeitet. Zwischen 1980 bis etwa Ende der 1990er Jahre wurden mehr nach Lust und Laune Stufen abgebaut; ab dem Jahr 2000 jedoch gelangten wieder größere Mengen hervorragender Kristalle auf den internationalen Mineralienmarkt.
Die Malachite und Azurite von Kerrouchen kommen in Hohlräumen eines verkieselten Dolomits vor. Die Kristalle sind meist aufgewachsen; die bis zu mehreren cm großen Azurite treten als flächenreiche, meist aber gedrungene Prismen, als plattige Kristalle, nadelig bis faserig und oft als bizarr miteinander verwachsene Kristallgruppen auf. Primäre Malachite, d.h., nicht pseudomorphisierte, bilden samtartige Büschel und nadelig-radialstrahlige Aggregate; sie sind sehr selten idiomorph ausgebildet. Die Mehrzahl der gefundenen Kristalle sind Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit. Die Fundstelle ist heute an mehreren Stellen (unsystematisch) bearbeitet worden, manche der Löcher sind verwaist. Mit Arbeitsaufwand können nach wie vor sehr gute Funde möglich sein.
Aus den nahe der algerischen Grenze liegenden Blei-Zinkerz-Lagerstätten Touissit-Bou Beker (SE von Oujda), eines der Vorkommen von Weltklasse-Azuriten, stammt botryoidaler bis kugeliger sowie in Büscheln aggregierter Malachit sowie, seltener, bis mehrere cm große idiomorphe Kristalle als Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit. Mitte der 1990er Jahre wurden sehr schöne Pseudomorphosen nach tafeligem Azurit auf rostrotem Limonit geborgen. Attraktive Stufen sind Paragenesen aus Malachit mit Smithsonit und daraufstehenden, tw. bis über 10 cm großen Azuritkristallen, sowie mit mattgelben Mimetesiten und Brochantit. Die Lagerstätten von Touissit wurden im Jahr 2002 wegen Erschöpfung geschlossen.
Weniger spektakulär, jedoch, da oft als schöne Paragenese vorkommend, sind bis mehrere cm große Malachite als kugelige oder büschelige Aggregate mit sehr gut ausgebildeten, tw. doppelendigen Azuritkristallen auf Quarz von der Kupfererz-Lagerstätte Oumjerane im Gebiet Maider-Tafilalt. Aus dem gleichen Gebiet (wahrscheinlich am Berg Jebel Ougnat, Maider), nahe dem Städtchen Alnif, kommen samtig-grüne, kugelige Malachite mit Azurit auf Bergkristallen (deren Spitzen meist durch Limonit, bzw. Mn-Oxide braun bis schwarzbraun verfärbt sind) als farblich attraktive Stufen.
Literatur
Bisbee, Cochise County, Arizona
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Bisbee, Cochise County, Arizona
Kugeliger Malachit mit Azurit
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Sowohl Malachit als auch Azurit stehen in direktem Zusammenhang mit dem Kupferbergbau. Erste Kupfergruben, welche von der indianischen Urbevölkerung abgebaut wurden, fand man auf der oberen Halbinsel in Michigan, am südlichen Ende des Lake Superior.
Der erste industrielle Kupferbergbau der Vereinigten Staaten fand 1979 in Simsbury, Connecticut statt. Der Abbau der Kupferlagerstätten von Michigan begann 1850. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, bedingt durch die industrielle Revolution und durch die Entdeckung, dass Strom mittels Kupferdraht geleitet werden kann, wurden zahlreiche neue Kupfervorkommen erschlossen, einige davon werden bis heute abgebaut. Neben Michigan befanden sich die berühmtesten Lagerstätten in Arizona (welches wegen seines Metallreichtums 1863 ein US-Staat wurde) im Clifton-Morenci District (Superstition Mountain nahe Superior mit der Silver Queen Mine, Abbau seit 1872), in Bisbee (seit Ende 1800), südlich von Tombstone (der berühmte Warren-Distrikt mit der Copper Queen Mine (aufgelassen 1960) und dem Atlanta Claim war der führende Kupferproduzenz der USA); sowie Jerome und Bingham.
Die Kennecott's Bingham Canyon Mine hat mehr Kupfer als jede vergleichbare Grube auf der Welt geliefert; sie wird als das reichste Loch der Erde bezeichnet, welches so groß ist, dass man es aus dem Weltraum erkennen kann. Die Morenci Mine ist der größte Tagebau in Arizona, mit einem Durchmesser von ca. 5 km und einer Teufe von 400 m. Der offene Tagebau New Cornelia Mine liegt ca. 1,5 km S von Ajo. Aus diesen riesigen Gruben stammen Amerikas bekannteste und beste Malachite und Azurite; die New Cornelia Mine ist berühmt für hervorragende Kupfer-Stufen.
Weitere berühmte Lagerstätten, aus welchen ausgezeichnete Malachit- und Azuritstufen gewonnen wurden, sind Tiger, Tombstone, Mammoth und Ajo (New Cornelia Mine). Haupterze sind Chalkopyrit und Bornit; die Paragenesen sind i.d.R. sehr ähnlich.
Weitere bekannte US-Lagerstätten in Ely, Yerington, Mountain City und Battle Mountain (Nevada); Santa Rita (New Mexico).
Literatur
Malachit pseudomorph nach Azurit
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Bisbee, Cochise County, Arizona
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Apex Mine, St. George, Washington County, Utah
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Malachit auf Calcit
Malachit - Haldenfund; 7x5 cm
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Malachit, 2,5 cm Aggregat
Malachit - botryoidale Aggregate
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Es würde den Rahmen des Portraits sprengen, alle die vielen deutschen Fundorte, an welchen Malachit auftrat oder noch auftritt, aufzuzählen; da Kristalle und selbst Aggregate oft nur mm-groß vorkommen, sind sie meistens nur für die einzelnen Paragenesen interessant.
Die wohl besten deutschen Malachite sollen aus der Grube Friedrich bei Wissen im Siegerland kommen (ist aber immer mehr subjektiv zu betrachten!). Sie bilden dort bis mehrere cm große grüne Büschel relativ dicker prismatischer Kristalle, an denen auch Endflächen beobachtet werden können. Tw. vergesellschaftet mit Cerussit. Zwillingsbildungen sind auch häufig vertreten. Ähnliche Kristalle wurden auch in der Grube Käusersteimel gefunden. Schöne kugelige Aggregate stammen von der Grube Neuermuth bei Nanzenbach im Siegerland.
Malachit aus dem Harz kommt meist als Verwitterungsbildungen an sehr vielen Fundorten (darunter Oberschulenberg, Bad Lauterberger Revier, Stbr. Winterberg bei Bad Grund, Rammelsberg) vor.
Schöne bis cm-große Aggregate sind aus dem Sauerland (Raum Warstein/Steinbruch Kallenhardt auf Calcit, seltener mit Baryt), Bleiwäsche, Müschede, Grube Christiane Adorf bekannt.
Im Schwarzwald wurde Malachit in strahligen Aggregaten, nierigen Massen und Kugeln z.B. in den Bergrevieren von Wittichen, Freudenstadt, Freiamt, Neubulach und Badenweiler sowie in der Grube Clara bei Oberwolfach gefunden.
Von den Gruben Friedrich-Christian und Herrensegen im Wildschapbachtal stammen die besten Funde idiomorpher Malachit-Kristalle bis 1 cm Größe in Hohlräumen von Limonit. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auf Herrensegen von Eigenlehnern (u.a. dem Schapbacher Bauern Benedikt LEHMANN ("Benedikt auf dem Bühl")) im Rahmen eines Nachlesebergbaues auch Schaustufen aus alten Abbauen gewonnen, unter anderem schöne Malachite. Gut ausgebildete Kristalle wurden auch von der Grube Silberbrünnle bei Gengenbach nachgewiesen.
Malachite in der Grube Clara treten meist als kleine kugelige Büschel selten über MM-Größe auf. Derbe Massen, Rosetten und zwischen Baryt ein- und aufgewachsene Malachitfasern, die dort Flächen bilden, sind relativ häufig zu finden. Winzige Kügelchen sind oft auf Quarz, Baryt, Fluorit oder Limonit aufgewachsen, was attraktive Farbzusammenstellungen bewirken kann. Fundträchtig sind zerklüftete, tafelige Barytbrocken.
Des Weiteren Malachit aus der Eifel (in Xenolithen am Bellerberg und Leilenkopf); Odenwald (oft mit Cuprit-Kern von Breitenbach); Imsbach, Donnersberg, Rheinland-Pfalz; Erzgebirge u.v.a.
Botryoidaler, kugeliger Malachit
China
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China
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Zambia
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Ungarn
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Österreich
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England
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Australien
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Australien
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Brasilien
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Eine historische Malachitstufe aus dem Ural
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Original-Etikett zu der links
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Literatur zu weiteren Fundstellen
Australien
Australia,1988; Sonderheft Min.Record:19,6
McColl,D.H., 1988; Brown's deposit (Rum Jungle), Northern Territory, Australia; Min.Record:11,371-375
China
Liu,G., 2003; Collection minerals and their localities of China; aaamineral.com
Ottens,B.,Liu,G., 2002; China; Sonderheft Min. Record:36,1,3-121
Österreich
Exel,R., Die Mineralien Tirols
Gasser,G., 1913; Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs und der Hohen Tauern
Russland
Bashobv,P., 2002; The Malachite Casket-Tales from the Urals Mountains. (Fredonia Books NL)
Bauer,M., 1978; Precious Stones
Evseev,A.A., 1993; The Urals: A brief mineralogical guide; World of Stones:35-41
Semyonov,V.B., 1987; Malachite. Ural gems (in russisch)
Weitere Literatur
Dominic Papineau: Chemically oscillating reactions in the formation of botryoidal malachite. American Mineralogist Vol.105, Nr. 4 (2020) S. 447-454.