Mineralienatlas - Fossilienatlas
Griech.: Oon = Ei
Ooide sind kugelig-ellipsenförmige, bis erbsengroße Mineralkonkretionen, die sich aus akkumulierten konzentrischen Anwachsschalen oder radial-faserig um einen meist andersartigen Kern meist auf flachen Meeresböden (Lagunen mit flacher Wellenbewegung) bis max. 2 m Tiefe bilden.
Ooide größeren Umfangs nennt man Pisoid.
Ooide haben gewöhnlich einen Durchmesser von weniger als 2 mm. Sie bestehen meist aus einem inneren Kern (Nukleus), welcher von einer Kruste (Cortex) aus radial, tangential oder ungeordnet gewachsenen Aragonit- oder Calcitkristallen umgeben ist. Diese Kristalle sind in konzentrischen Schichten angeordnet.
Ooide können aus verschiedenen Mineralen bestehen, am häufigsten sind aragonitische und calcitische Karbonate der chemischen Zusammensetzung CaCO3 ( Kalkooide), es gibt jedoch auch pyritische, limonitische und chamositische Ooide unter dem Sammelbegriff Eisen- und/oder Kieselooide.
Werden Ooide im Laufe ihrer Geschichte unter zusätzlichen Sedimenten begraben, bilden sich solide durch Verkittung mittels Bindemitteln Massen sedimentärer Gesteine, die als Oolithe bezeichnet werden. Aus Ooiden bestehende Gesteine heißen Rogensteine oder Erbsensteine.
Ooide im Dünnschliff Carmel Formation, Mittleres Jura, Gunlock, Utah, USA; Fotograf: Wilson Copyright: Public Domain; Contribution: Collector Image: 1286299999 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Ooide im Dünnschliff |
Carmel Formation, Mittleres Jura, Gunlock, Utah, USA; Fotograf: Wilson |
Public Domain |
Ooide auf einer stark oxidierten Kalksteinoberfläche Carmel Formation, Mittleres Jura, Gunlock, Utah, USA; Fotograf: Wilson Copyright: Public Domain; Contribution: Collector Image: 1286300080 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Ooide auf einer stark oxidierten Kalksteinoberfläche |
Carmel Formation, Mittleres Jura, Gunlock, Utah, USA; Fotograf: Wilson |
Public Domain |
Ooide aus einem Flachmeer Joulter Cay, Bahamas; Fotograf: Wilson Copyright: Public Domain; Contribution: Collector Image: 1286300135 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Ooide aus einem Flachmeer |
Joulter Cay, Bahamas; Fotograf: Wilson |
Public Domain |
Rogenstein Steinbruch Heeseberg bei Helmstedt. Niedersachsen; Untere Buntsandstein; Foto: Brudersohn Copyright: Sebastian Henckel; Contribution: Collector Location: Deutschland/Niedersachsen/Helmstedt, Landkreis/Jerxheim/Heeseberg Rock: roestone Image: 1286300252 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Rogenstein |
Steinbruch Heeseberg bei Helmstedt. Niedersachsen; Untere Buntsandstein; Foto: Brudersohn |
Sebastian Henckel |
Zur Ooid-Bildung sind zwei Voraussetzungen nötig. Zum einen muss eine hohe Konzentration an Calciumcarbonat im Wasser vorhanden sein (übersättigte Lösung) und zum anderen muss das Wasser in Bewegung gehalten werden, damit die sich bildenden Ooide ihre runde Form erhalten (Agitation). Daher sind Lagunen, in denen leichte Wellenbewegungen herrschen, Bildungsräume für Ooide.
Sind die beiden zuvor beschrieben Bedingungen erfüllt, ist ein Kristallisationskeim, zum Beispiel Muschelfragmente, ein Quarz- oder ein Sandkorn oder andere Fragmente Voraussetzung zur Bildung eines Ooids. Um diesen Kern (Nukleus) beginnen sich nun Lagen von Kalk aus dem Wasser abzuscheiden. Dieser Vorgang hält so lange an, bis der Körper zu schwer wird und auf den Grund sinkt. Deshalb besitzen Ooide auch nahezu gleiche Größe.
Es besteht zudem eine Relation zwischen der Menge der gebildeten Ooide und der Wassertiefe, wobei flacheres (Meeres-)wasser ein höheres Agitationsniveau hat. Während des Bildungsprozesses durchlaufen die Ooide mehrere Phasen, darunter eine Ruhephase, welche u.a. dazu dient, mithilfe organischen Materials neue Schichten zu initiieren.
Der typische Lebenszyklus mit seinen einzelnen Phasen wird nach (Davis et al., 1978) wie folgt bezeichnet:
1. Suspensions-Wachstumsphase
1.1 CaCO3-Supersaturation
1.2 Nukleus
1.3 Agitation
2. Temporäre Ruhephase
3. Schlafphase
Das eigentliche Wachstum findet nur zu etwa 5% des gesamten Lebenszyklus statt; den Rest der Bildungszeit bilden Ruhe – und Schlafphasen.
Eisenooide sind Ooide aus Limonit (Brauneisenstein) oder Hämatit (Roteisenstein). Diese bilden sich auch im Meer und stellen Eisenhydroxidfällungen dar, die sich an Kaolinitplättchen anlagern.
Pyrit Ooide wurden zum ersten mal im devonischen Chattanooga-Schiefer und bei weiterer Suche auch im Ordovizium von Neufundland und Saskatchewan, dem Silur von Tennessee, dem Kambrium von Iowa, und dem Proterozoikum von Nordamerika und Indien entdeckt.
Obwohl vordergründig identische, konzentrisch beschichtete Pyrit Körner, scheint es im Detail mindestens zwei Arten des Ursprungs zu geben:
1. nachträgliche pyritisierung von Chamosit-Ooiden (Ersatz von oolithischen Eisenstein)
2. syngenetisches Wachstum von mikrobiell entstandenen pyritischen Konkretionen, durch mehrfach Verschüttung-Exhumierungs-Zyklen auf dem Meeresboden.